Verein zur Erforschung der Volksmusik und der Wiener Künstler um 1900 im Wechselgebiet

Guy Scarpetta: Die Lyrische Suite, (Grasset, Paris 1993) deutsche Übersetzung: Erika Sieder

Guy Scarpetta: Die Lyrische Suite

Die Publikation der deutschen Fassung von “La Suite Lyrique”, ein – faktenbasierter – Roman des renommierten französischen Autors, Philosophen, Universitätsdozenten Guy Scarpetta über eine – besonders für Österreich – penible Epoche ist dem Wagemut des Verlegers Richard Pils zu verdanken.


Vor zwei Jahren war Mag. Dietmar Friesenegger, Dissertant an der Cornell University (Ithaca, N.Y.), auf der Suche nach Materialien zu Eusebius Mandyczewski von der Österreichisch-Rumänischen Gesellschaft an Christian Lambour und mich verwiesen worden. Mandyczewski hatte eine Villa in Mönichkirchen (Architekt: Gustav Knell, Villen in Wien, rund um den Türkenschanzpark, evangel. Kirche in Floridsdorf; Baumeister: Wilhelm Beyer, Hartberg, etc.). Er war der wichtigste Archivar der Gesellschaft der Musikfreunde Wien, dem Dr. Otto Biba wohl den Status “Weltkulturerbe” verdankt,. Hier sind auch Mandyczewskis Briefe aus Mönichkirchen und Wien an seine Schwester Virginia in Czernowitz verwahrt. Von Christian Lambour liegen, neben einer umfangreichen Publikation, auch wertvolle Tondokumente aus Mönichkirchen vor.

Meine Neugier zum akademischen “Vorleben” von Mag. Friesenegger wurde Auslöser dieses faszinierenden Projekts.

Univ. Doz. Dr. Siegfried Loewe (Institut für Romanistik, Universität Wien; Diplomatische Akademie, Wien) hatte den Roman “La Suite Lyrique” in den 90er Jahren unter den “herausragenden Neuerscheinungen” vorgestellt, und der Student hatte diesen als Thema seiner Mag. Arbeit (Prof. Alfred Noe, Institut für Romanistik) gewählt. Die akribisch recherchierte Arbeit, das vergriffene Original – dank Buchhandlung Leo (Wien 1) antiquarisch gefunden – und die Faszination des Textes, inhaltlich wie sprachlich, führten zur spontanen Entscheidung: Das muss auf Deutsch erscheinen! Die kategorische und emotionale Ablehnung des Autors – auch heute noch verständlich, wenn man Burgl Czeitschners (gemeinsam mit Gaby Flossmann und V. Kahane)-DVD “Let’s keep it!” gesehen  hat – wandelte sich nach mehreren Telephonaten in ein “Na, dann wagen Sie es!” .

Das Werk Scarpettas ist außerhalb Frankreichs aufgrund fehlender Übersetzungen völlig unbekannt. Die einzigen fremdsprachigen Spuren sind Jacques Derrida: Posizioni, Bertani, Verona 1975; Positions, University of Chicago Press, Chicago–London 1981; Jacques Derrida: Positionen. Gespräche mit Henri Ronse, Julia Kristèva, Jean-Louis Houdebine, Guy Scarpetta, Hg. Peter Engelmann, Passagen-Verlag, Graz-Wien 1984, 2009; Brecht o il soldato morto, übersetzt von Sergio Contardi, Monica Luchi, Simonetta Molinar, SugarCo, Milano 1979.

Den historischen Hintergrund der titelgebenden Komposition “Lyrische Suite” von Alban Berg  entsprechend strukturierten Textes (Satzbezeichnungen, Personenanzahl) verdankt der Autor zum größten Teil den Erinnerungen von Marcel Faust (Wohnung oberhalb des Burg-Kinos – Wien, Burgring, wo heute noch seine Tochter, die bekannte Photographin Marina Faust – Otto Breicha-Preis 2020, wohnt). Der Roman beschreibt das Leben in Wien ab den 20er Jahren, Emigration, Flucht österreichischer Zwölfton-Komponisten in die Schweiz und nach Amerika, barocke Kirchen, Schlösser in Bayern und Tirol, sowie zeitgleiche künstlerische Entwicklungen und amerikanische Einflüsse in Europa (New York – Merce Cunningham-Ballet; Malerei – Rothko, Musik – John Cage; Avignon – “Einstein on the beach” – Phil Glass) bis in die 90er Jahre.

Die Präsentation des – erschütternden – Zeitgeschehens vor dem erotischen Hintergrund der Berg-Komposition (seine Liaison mit der in Prag verheirateten Schwester von Franz Werfel, Hanna Fuchs-Robettin – von der Ehefrau Helene Berg vehement geleugnet, anhand der im Nachlass – ÖNB enthaltenen Briefe und der persönlich annotierten Partitur belegt) – postillons d’amour waren Alma Mahler (noch nicht Werfel) und Theodor Adorno – wird von dem berühmten Gemälde “Das Pelzchen” (Peter Paul Rubens), Kunsthistorisches Museum Wien – ähnlich einem basso ostinato – begleitet.

Die Bedeutung von Guy Scarpettas kritischer Sicht “von außen” auf dieses Stück Kulturgeschichte wird dem Leser schmerzhaft bewusst.

Die Präsentation des Buches findet am

Donnerstag, den 3. März 2022, 19 Uhr

im Kunsthistorischen Museum statt. 

  • 18 Uhr – 19 Uhr Gemäldegalerie:
    Infopoint bei Peter Paul Rubens „Das Pelzchen“.
  • 19 Uhr – Bassano-Saal:
    Lesung – Alexandra Maria Timmel und Alexander Strobele;
    Musikalische Begleitung – Anette Schäfer und Gunter Teuffel 
Buchpräsentation: Guy Scarpetta "Die Lyrische Suite"

Anmeldung (samt Museumsticket) erforderlich: www.bibliothekderprovinz.at – Veranstaltungen. Beschränkte Teilnehmerzahl

“Die Lyrische Suite” ist im Verlag Bibliothek der Provinz, www.bibliothekderprovinz.at, zzgl. Porto, zu bestellen, resp. in der Buchhandlung Moschna, Aspang am Wechsel, direkt erhältlich. ISBN: 978-3-99126-023-3. 21,5 x 15 cm, 464 Seiten, Hardcover. € 34,00

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