Verein zur Erforschung der Volksmusik und der Wiener Künstler um 1900 im Wechselgebiet

DAS LEICHHÜATN / LEICHWACHTN UND SEINE LIEDER
Vortrag in Stift Vorau, Fürstensaal, am Donnerstag, den 7. November 2013, 19 Uhr

Donnerstag, 7. November 2013, 19 Uhr
Vortrag: Walter Deutsch und Erika Sieder

Liedbeispiele:
“Die Reinberger Frauen” – Reinberg/Vorau
“Die Sommersguter-Schwestern” – Vornholz/Vorau
“Die Håslbäurischen – Götzendorf/Dreiländereck

Hinweis: In der ORF Sendung  “Unser Steirerland”, dem Volkskulturmagazin von Radio Steiermark mit Sepp Loibner, wurde am 15. November 2013 ein Beitrag von Franz Putz mit Ausschnitten der Veranstaltung gesendet.

Einen Sendungsmitschnitt finden Sie hier:

Mitschnitt der ORF Sendung  “Unser Steirerland” vom 15.11.2013

Singen ist Teil des menschlichen Lebens. Lieder begleiten den Alltag, Festlichkeiten, Unterhaltung und Tanz.
Lieder erklingen auch bei der Verabschiedung eines Verstorbenen,
denn der Tod gehört zum Leben.

KURZBERICHT

über den – passend zum Monat November und dem Totengedenken – gemeinsam mit Prof. Walter Deutsch im Fürstenzimmer in Stift Vorau, umgeben von Tapisserien über das Leben des Hl. Augustinus, gehaltenen Vortrag.

Dieser war gleichzeitig ein Vorgeschmack auf die Dokumentation “Wexel oder Die Musik einer Landschaft”, Teilband 1 “Das geistliche Lied”, welche nach sechsjähriger Arbeit als Band 22 in der Enzyklopädie der österreichischen Volksmusik COMPA(= corpus musicae popularis austriacae) im Frühjahr 2014 im Böhlau-Verlag erscheinen wird.
Herausgeber: Volkskultur Niederösterreich und Volkskultur Steiermark.

Der Vortrag wurde vom ORF-Landesstudio Steiermark (Franz Putz) aufgezeichnet und wird am Freitag, den 22. November 2013 um 19 Uhr gesendet.
Ein Bericht von Franz Bergmann – Radio Dauerwelle (Hartberg) ist – samt Fotos von Manfred Gößl (Stift Vorau) – in Kürze on line.

Das Leichwachten – das tröstliche singende Abschiednehmen vom Verstorbenen durch die trauernden Angehörigen und Nachbarn -, dieser ganz spezielle Brauch des Wechselgebiets und der Buckligen Welt, ist durch die verpflichtende Nutzung der Aufbahrungshallen und Totenkapellen seit etwa 50 Jahren verschwunden.
Doch das Wissen um den reichen Liederschatz lebt – noch – in den Köpfen und Kehlen einiger Sängerinnen.

Die zahlreichen, den Ausführungen von Erika Sieder und Walter Deutsch gespannt folgenden Zuhörer aus nah und fern (Vorau und Umgebung, Fehring, Wien, Graz und Ratten, Dozent Dr. Feliks Bister – Universität Koper, Slowenien, Reinhard Gansterer samt seiner neuen Publikation “Die Ofenbacher Chronik” aus Kirchberg am Wechsel, Altbgm. Josef Hutz aus St. Lorenzen, der große Sammler und Spezialist der Lorenzer Blechblasmusik, Charlotte Hafner vom Hallerhaus und Cilli Pichlbauer von der Trahüttenalm mit ihrer 92jährigen, im entspannten Teil des Abends fröhlich mit dem 90jährigen Prof. Walter Deutsch Jodler singend) füllten den Fürstensaal in Stift Vorau bis zum letzten Sessel.

Erika Sieder und Walter Deutsch zeigten die Bedeutung des Brauches und die melodischen Besonderheiten in vielfältigen Einzelheiten.

Der Brauch der “Totenwache” ist vielerorts belegt, doch das SINGENDE Abschiednehmen wurde nur im Wechselgebiet, der Buckligen Welt , einigen weiteren Gegenden in NÖ, der Steiermark und in Kärnten, sowie in einigen Gegenden von Slowenien und im Burgenland (deutsch und kroatisch) gelebt .

Viele der ehemals deutschsprachigen Gebiete gehören heute zu Kroatien, Polen, Rumänien, der Slowakei, Slowenien, Tschechien und Ungarn. Das Buch enthält daher auch Kurzzusammenfassungen in diesen Sprachen.

Die Noten (Melodietranskription: Walter Deutsch; Melodienregister und Incipits: Sabine Scheybal – Harfe, Saitenmusi Pottenstein) und die 3 beiliegenden CDs (bearbeitet von Mag. Nadja Wallaszkovits, Leiterin der Audioabteilung, Phonogrammarchiv der Österreichischen Akademie der Wissenschaften) bedürfen keiner Übersetzung.

Ein umfangreiches Wörterbuch (redigiert Prof. Dr. Isolde Hausner, Institut für Dialekt- und Namenlexika der Österreichischen Akademie der Wissenschaften) gibt Zugang zum lokalen Dialekt.

Ein ausführliches Stichwortverzeichnis hilft bei der “Spurensuche” im 580-Seiten dicken Buch.

Fotos (aus den Archiven der Volkskultur Niederösterreich, der Erzdiözese Wien, des Österreichischen Volksliedarchivs – Österreichische Nationalbibliothek, des Stiftes Vorau und aus zahlreichen Privatarchiven) sowie Originaldokumente vervollständigen die Gesamtdokumentation.

Ein Beitrag des Musikhistorikers Dr. Johannes Leopold Mayer (ORF, Ö1) unterstreicht die Bedeutung dieses Brauches.

Nun beginnt die Arbeit für die Manuskripterstellung von Teilband 2 “Almlieder, Gstanzl, Jodler und Tanz”, welcher u.a. auch die Feldforschungsergebnisse “Schwaigen-Reigen 2007 – 2009” enthalten wird.

Vortrag im Stift Vorau


(Fotos: Ilse Petraschek, Wien – St. Peter am Wechsel)

Die Sänger aus Aspang (Ernst und Erna Gamperl), Götzendorf (Die Håslbäurischen – Hermine Riegler vulgo Håslbauer und Theresia Gamperl, geb. Hofer), Reinberg bei Vorau (Die Reinberger Frauen – Maria Fank vulgo Toni in Goldsberg, Anna Fuchs, geb. Feldhofer, Berta Schreiner vulgo Franzl auf der Leitn) und aus Vornholz bei Vorau Die Sommersguter-Schwestern – Elfriede Wetzelberger vulgo Gstauderbauer und Gertrud Berger, verh. in Wenigzell, Patenkind in St. Peter am Wechsel) brachten unzählige, musikalisch völlig unterschiedliche Melodien aus ihrem Liedschatz zum Erklingen.

Li. hinter Ernst Gamperl steht Propst Mag. Propst Gerhard Rechberger, der Gastgeber, welcher bei der Einweihung der Trahüttenalm die Einladung zu dieser Veranstaltung an die “Mutter des ‘Schwaigen-Reigens'” ausgesprochen hatte.

Abendrot im Fürstenzimmer
Hl. Augustinus
Kachelofen

Informationen, Details:
Stift Vorau, Bildungshaus
www.stift-vorau.at/de/bildungshaus/‎

Weitere Fotos von der Veranstaltung (Manfred Glössl):

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